Leichtgewichts-Vierer Männer

Sportart
Rudern
Grösste Erfolge
Olympia-Gold
2 x Team des Jahres

Der Schweizer Leichtgewichts-Vierer hielt an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro dem Druck des Favoritendaseins stand und gewann souverän die Goldmedaille. Vier Jahre nach ihrem 5. Rang in London waren Mario Gyr, Simon Schürch, Simon Niepmann und Lucas Tramèr am Tag X auf den Punkt genau bereit. Nach einem harzigen Vorlauf ruderte das als Welt- und Europameister angetretene Schweizer Paradeboot im Final in überlegener Manier zum Olympiasieg – dem ersten für die Schweizer Ruderer seit Xeno Müller und den Gebrüdern Gier 1996 in Atlanta. Mit Akribie und Fleiss arbeiteten die vier Schweizer auf das eine gemeinsame Ziel hin und vergoldeten auf der Lagoa Rodrigo de Freitas letztlich ihre Spitzensportkarrieren.

Der Leichtgewichts-Vierer mit Mario Gyr, Simon Niepmann, Simon Schürch und Lucas Tramèr hielt dem enormen Druck an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro stand. Das Ruder-Quartett wurde dank einer Willensleistung souverän Olympiasieger.

Mit welcher Konsequenz die vier zu ihrem grossen Ziel angetreten waren, zeigte sich in einer Szene: Vor den letzten 500 Metern wurde es Schlagmann Mario Gyr, dem wichtigsten Mann im Boot, schwarz vor Augen. Im Ziel wusste der 31-jährige Luzerner nicht, ob es zum Sieg gereicht hatte.

Die Mission Gold begann nach dem 5. Rang an den Olympischen Spielen 2012. «Wenn wir es machen, dann machen wir es richtig», sagten sich die vier Athleten nach London. Deshalb überliessen sie nichts dem Zufall, jedes noch so kleine Detail beachteten die Weltmeister von 2015 akribisch. In Rio wohnten sie nicht nur in einem Appartement in der Nähe der Strecke, sie hatten zum Beispiel auch ihren eigenen Koch dabei.

Eigentlich konnte das Quartett nur verlieren. «Wenn in einer Umfrage 98 Prozent von allen Schweizern verlangen, dass wir eine Medaille gewinnen, und davon 90 Prozent Gold, dann ist es nicht einfach», brachte es Gyr nach dem Triumph auf den Punkt. Unter diesen Voraussetzungen zu bestehen, ist eine Tugend, die nur wenige besitzen. Den grössten Druck machten sich die vier selbst. Nie liessen die Athleten einen Zweifel offen, dass für sie nur der oberste Podestplatz gut genug ist.

Das Schweizer Paradeboot liess sich auch von Rückschlägen nicht vom Weg abbringen. So musste sich Gyr Anfang 2015 zwei Nierenoperationen unterziehen, im Mai dieses Jahres zog er sich zudem einen Rippenbruch zu. Das schwache Abschneiden im Vorlauf, als sie nur auf Platz 3 ruderten, brachte die Schweizer ebenfalls nicht aus der Ruhe. Sie trotzten am Tag X auch den schwierigen Bedingungen in Form von Gegenwind – mit Überzeugung und Hartnäckigkeit.

Der Leichtgewichts-Vierer hat eine nahezu perfekte Saison hinter sich. Das Quartett mit Mario Gyr, Simon Niepmann, Simon Schürch und Lucas Tramèr dominierte seine Kategorie, wurde Welt- und Europameister sowie Gewinner des Gesamtweltcups.

Ihre Überlegenheit im leichten Vierer ohne Steuermann demonstrierten die vier Ruderer zum Saisonschluss an der WM in Aiguebelette (Fr), als sie im Final einen nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg feierten. Das Quartett sicherte der Schweiz den ersten WM-Titel in einer olympischen Bootsklasse seit 1995, als Markus und Michael Gier im Leichtgewichts-Doppelzweier triumphiert hatten. Gier/Gier waren 1996 auch die letzten Ruderer, die den Award als «Team des Jahres» überreicht erhalten hatten.

Die Geschichte des leichten Vierers begann aber nicht erst in diesem Jahr. 2010 traten die Vier erstmals gemeinsam an, 2012 klassierten sie sich an den Olympischen Spielen in London im guten 5. Rang. Danach trennten sich die Wege für zwei Jahre. In kleineren Booten holten sie sich die nötige Erfahrung. Nach zahlreichen EM- und WM-Medaillen kam es auf diese Saison hin zur Wiedervereinigung - der richtige Entscheid, wie sich herausstellte.

Zur Weltspitze hatten sie bereits vor drei Jahren in London gehört. Seither legten Gyr, Niepmann, Schürch und Tramèr nicht nur an Erfahrung zu. Nicht zuletzt dank dem neuen Trainer Ian Wright machten sie noch einmal Fortschritte. Sie trainierten mehr und intensiver, stiessen oft an ihre Grenzen, verloren aber nie den Fokus.

Der noch einmal gesteigerte Aufwand schweisste das Team zusammen, verlieh ihm eine Winner-Mentalität und eine mentale Stärke. Dies alles soll helfen für das ganz grosse Ziel, eine Medaille an den Olympischen Spielen. Nach der mehr als erfolgreichen Saison und erst recht nach dem Auftritt an der WM wird der Leichtgewichts-Vierer in Rio als grosser Favorit antreten.