An den Paralympics 2010 (in der Abfahrt) und 2014 (Riesenslalom) jubelte Christoph Kunz bereits zweimal über eine Goldmedaille. Nun winkte der Berner Oberländer erstmals auch an einer Para-Weltmeisterschaft zuoberst vom Podest. In Tarvisio gewann der 35-Jährige aus Frutigen in der Kategorie «Sitzend» Gold im Super-G. Der Allrounder, der seit einem Motorradunfall im Jahr 2000 gelähmt ist, kann nun in allen Disziplinen Edelmetall vorweisen.
Skicross-Olympiasieger Mike Schmid ist nicht der einzige Athlet aus Frutigen, der in diesem Jahr für Aufsehen sorgte. Der 28-jährige Christoph Kunz war – ebenfalls in Vancouver – der erfolgreichste Schweizer an den Paralympics. Er gewann auf dem Monoski Gold in der Abfahrt und Silber im Riesenslalom. Verdientermassen wurde er nun erstmals zum Schweizer Behinderten-sportler des Jahres erkoren.
Im März 2006 begann Christoph Kunz die konsequente Aufbauarbeit. Damals reichte es ihm im Riesenslalom der Paralympics von Turin zu einem Diplom. "Seither habe ich mich kontinuierlich verbessern können", sagte der Berner Oberländer, von Beruf Bankkaufmann. An den Weltmeisterschaften 2009 in Südkorea verpasste er mit geringen Zeitrückständen Podestplätze in der Abfahrt (5.) und im Super-G (6.) nur knapp.
In der darauffolgenden Paralympic-Saison zeigte Kunz' Formkurve weiter aufwärts. Er wusste vor seinen Auftritten in Whistler, dass er als Medaillenanwärter gehandelt wurde. Er meisterte den eigenen und den fremden Erwartungsdruck bravourös. Am weltweit wichtigsten Behindertensport-Anlass musste er sich im Riesenslalom nur gerade dem deutschen Favoriten Martin Braxenthaler geschlagen geben. Zwei Tage später war er in der Königdisziplin Abfahrt schneller als alle andern. Für den Berner ging damit ein Traum in Erfüllung. "Es war ein wunderbares Gefühl."
In der Saison 2010/11 setzt Christoph Kunz erstmals voll auf die Karte Sport, nachdem er im vergangenen Winter noch zu 30 bis 40 Prozent gearbeitet hatte. Das erklärte Ziel sind Medaillen an den Weltmeisterschaften im Januar in Sestriere.
Nach seinen triumphalen Auftritten an den Paralympics erhielt Kunz viele positive Reaktionen – an seinem Wohnort Reichenbach, aus Frutigen, wo er aufgewachsen war, aber auch von ausserhalb. In Frutigen werden sie eine neue Strasse nach Christoph Kunz benennen, wie sie es schon für Mike Schmid getan haben.