Ariella Kaeslin

Sportart
Kunstturnen
Grösste Erfolge
WM-Silber 2009 (Sprung), EM-Gold 2009 (Sprung), EM-Bronze 2009 (Mehrkampf), EM-Bronze 2011 (Sprung)
3 x Sportlerin des Jahres

Zwischen 2008 und 2010 wurde Ariella Kaeslin gleich dreimal in Folge zur Schweizer Sportlerin des Jahres gewählt. Dieses Kunststück schaffte in der Geschichte der Sports Awards keine andere Frau. Mit ihren Erfolgen wurde die Luzernerin zur Wegbereiterin einer "goldenen" Generation des Schweizerischen Turnverbandes. Im Jahr 2009 erreichte Kaeslin mit EM-Bronze im Mehrkampf sowie dem EM-Titel und WM-Silber am Sprung gleich mehrere Meilensteine. Sie war damit die erste Schweizer Turnerin, die an Grossanlässen eine Medaille gewinnen konnte. 2011 schaffte sie es in ihrer Paradedisziplin Sprung als EM-Dritte erneut aufs Podest. Drei Monate danach trat Kaeslin im Alter von 23 Jahren infolge einer Erschöpfungsdepression überraschend vom Spitzensport zurück. Heute, 10 Jahre danach, hat sie den Bachelor in Sportwissenschaften sowie Psychologie erworben und gibt als Referentin Einblicke in ihre damalige Turnkarriere.

Die erneute Wahl zur Sportlerin des Jahres entschädigt Ariella Kaeslin für den knapp verpassten Medaillengewinn an den Weltmeisterschaften 2010.

Dreimal in Folge zur Sportlerin des Jahres gewählt - Fussball-Chronisten würden von einem lupenreinen Hattrick schreiben. Das Kunststück hat in der Geschichte der Sports Awards ausser Ariella Kaeslin erst Tony Rominger geschafft, der sich nach 1989 auch von 1992 bis 1994 durchsetzte.
2008 war das Jahr des Durchbruchs von Ariella Kaeslin mit Rang 5 an den Olympischen Spielen in Peking, 2009 das Jahr der Medaillen mit EM-Gold und WM-Silber am Sprung sowie EM-Bronze im Mehrkampf. Und 2010? Die nackten Resultate deuten auf einen Rückschritt hin: "nur" Fünfte an den Europameisterschaften in Birmingham, das WM-Podest in Rotterdam als Vierte um die Zufallsdifferenz von 0,016 Punkten verpasst. Doch Ariella Kaeslin hat 2010 Erstaunliches geleistet.

Im Sommer wurde die Luzernerin von einer hartnäckigen Virusinfektion geplagt. Der Trainingsrückstand war ihr an den Schweizer Meisterschaften Mitte September noch deutlich anzumerken. In der WM-Vorbereitung konnte Kaeslin nie ihr ganzes Können zeigen, sondern turnte stets vereinfachte Wettkampfübungen. Doch vier Wochen nach den nationalen Titelkämpfen hätte man meinen können, all die Probleme seien nie da gewesen. Kaeslin war nicht nur einmal mehr genau rechtzeitig in Topform gekommen, sondern gab an den WM in Rotterdam gleich auch noch eine riskante Premiere zum Besten: den "Jurtschenko" mit doppelter Schraube. Nie zuvor hatte sie den in einem jahrelangen Prozess erarbeiteten Sprung gezeigt.

Aufs WM-Podest reichte es am Ende trotzdem nicht, sondern nur für "Leder". Ariella Kaeslin muss sich an ihrem Paradegerät Sprung eben stärkerer Konkurrenz erwehren als an den Sports Awards. Ihr Hattrick basiert nämlich nicht nur auf Topleistungen und Höchstwerten auf der Beliebtheitsskala. Sondern auch auf der Tatsache, dass die Schweizer Sportlerinnen in den damaligen Jahren insgesamt nicht annähernd so erfolgreich waren wie die Schweizer Sportler. Doch wen interessiert es schon, ob ein Mann oder eine Frau vom Olympia-Podest strahlt, wenn dazu der Schweizerpsalm ertönt.

Die Luzernerin ist ein Star im Schweizer Frauensport. Der Erfolg an Olympia 2008 in Peking mit dem fünften Platz im Pferdsprung hatte sie im ganzen Land populär gemacht. 2009 aber übertraf sie alles, was das Schweizer Kunstturnen der Frauen zuvor zu bieten hatte: Sie wurde Europameisterin im Pferdsprung, EM-Dritte im Mehrkampf und – die Krönung der Saison – sie holte wiederum im Pferdsprung die Silbermedaille an den Weltmeisterschaften in London

Die Luzernerin überzeugt mit Ausstrahlung und Leistung. Der 5. Platz im Sprung an den Olympischen Spielen in Peking war das wertvollste Ergebnis einer Schweizer Kunstturnerin in der bisherigen Olympia-Geschichte, wertvoller als die beiden 5. Plätze von Romi Kessler an den «Boykottspielen» 1984 in Los Angeles, als die osteuropäischen Turnerinnen fehlten.